Den Gedanken der fiktiven Romanbiographie eines Komponisten als moderne Variante der alten Faust-Sage fixierte Thomas Mann bereits 1904 in einem Notizbuch: Figur des syphilitischen Künstlers: als Dr. Faust und dem Teufel Verschriebener. Das Gift wirkt als Rausch, Stimulans, Inspiration; er darf in entzückter Begeisterung geniale, wunderbare Werke schaffen, der Teufel führt ihm die Hand. Schließlich aber holt ihn der Teufel: Paralyse. Nahezu vierzig Jahre später, im amerikanischen Exil, am 23. Mai 1943, begann er schließlich mit der Niederschrift - zu einem Zeitpunkt, als Europa im Krieg lag und sein literarisches Vorhaben dem Lebensgefühl allgemein entsprach: schwer, düster, unheimlich, traurig. Thomas Mann schrieb mit Doktor Faustus eine sonderbare Art von übertragener Autobiographie in einer Montage-Technik, erregend und aus der Erregung kommend, die die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs und der endgültige Zusammenbruch Deutschlands hervorriefen.