Mathilda Gillespie, eine wegen ihrer spitzen Zunge nicht sehr beliebte alte Dame, ist tot. Die Ärztin Sarah Blakeney findet sie zwei Tage nach ihrem Ableben. Vollgepumpt mit Tabletten und Alkohol im Blut liegt sie, die Pulsadern aufgeschnitten, in derBadewanne. Gesteigert wird der schreckliche Anblick noch durch eine blumenverzierte mittelalterliche Maske, die das Gesicht der Toten bedeckt. Was zuerst wie ein inszenierter Selbstmord aussieht, erweist sich später als Mord. Und als nach der Testamentseröffnung feststeht, daß Sarah Blakeney das gesamte Vermögen Mathildas erbt, ist die Ärztin plötzlich bösen Verdächtigungen ausgesetzt...09Dr. Sarah Blakeney stand neben der Badewanne und fragte sich, wie ein Mensch den Tod als Sieg bezeichnen konnte. Hier war kein Triumph, nicht der Hauch einer Ahnung, dass Mathilda sich ihrer irdischen Hülle entledigt hatte, um etwas Besseres zu gewinnen, nicht der kleinste Fingerzeig, dass sie ihren Frieden gefunden hatte. Bei den Toten bestand, anders als bei den Lebenden, keine Hoffnung auf Wiedererwachen. »Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören?«, sagte sie langsam, in Antwort auf die Frage desPolizeibeamten. »Mathilda Gillespie ist die Letzte, der ich einen Selbstmord zugetraut hätte.« Sie starrten zu der grotesken Gestalt hinunter, die steif und kalt im brackigen Wasser lag. Brennnesseln und spät blühende Maßliebchen sprossen aus dem grauenvollen Gestell, das das blutleere Gesicht einschloss und dessen verrostete Gebissstange die tote Zunge im klaffenden Mund festklemmte. Ein paar Blütenblätter lagen, welk und eingerollt, auf den knochigen Schultern und den Rändern der Wanne09, und ein brauner Bodensatz unter der Wasseroberfläche ließ vermuten, dass dort unten noch mehr Blätter sich gesammelt hatten, die sich voll Wasser gesogen hatten und gesunken waren. Auf dem Boden lag ein blutiges Stanley-Messer, anscheinend den leblosen Fingern entglitten, die schlaff über ihm hingen. Die Szene erinnerte an Marat in seinem Bad, aber sie war ungleich hässlicher und ungleich trauriger. Arme Mathilda, dachte Sarah, wie ihr das zuwider gewesen wäre. Der Sergeant wies auf den gemarterten grauen Kopf. »Was um Himmels willen ist denn das?« Seine Stimme war rau vor